Chronik des Posaunenchors Cleebronn

Die Wurzeln des Posaunenchors liegen in einem Jünglingsverein, der auf Wunsch einiger Brüder der altpietistischen Gemeinschaft sowie des Herrn Pfarrer Friedrich Lörcher am 8. Februar 1914 ins Leben gerufen wurde.
Hauptsächlich durch die Wirren des 1. Weltkriegs zerfiel der Verein leider wieder. Nur ein „kleines unscheinbares Würzelchen“ schloss sich der altpietistischen Gemeinschaft an und überdauerte so diese harte Zeit.
Im Januar 1919 traten aus eigenem Antrieb wieder einige Jünglinge mit dem „zarten und unscheinbaren Würzelchen“ in Verbindung, so dass am 6. Januar 1919 der Verein wiederbelebt werden konnte. Er stand unter der Leitung des Gemeinschaftspflegers Wilhelm Betzner. Auch Herr Pfarrer  Theophil Schrempf nahm sich der Sache des Vereins an und unterstützte ihn.
Durch die Evangelisationsvorträge des Missionars Röckle im Januar 1920 kehrte in den Verein ein „entschieden christlicheres Leben“ ein. Das zeigte sich unter anderem darin, dass beschlossen wurde, wöchentlich eine Gebetsstunde in kleinem Kreis abzuhalten. Außerdem wurde ein Turnabend mit Leibesübungen eingeführt.
Durch stetes Lernen und Üben konnte den Eltern und Freunden am 14. März 1920 ein gut gelungener und schöner Abend dargeboten werden. Es wurde gesungen, ein Theaterstück gespielt und Leibesübungen vorgetragen.
Das Opfer des Festes in Höhe von 114 RM wurde für die Gründung eines Posaunenchors bestimmt. Drei Mitglieder konnten am 24. April 1920 die ersten Instrumente abholen.
Die Bläser konnten durch fleißiges Üben und durch den unermüdlichen Einsatz des Pfarrers Theophil Schrempf und dessen Mithelfers Karl Mayer bald einige Lieder spielen.
Am 13. Juni 1920 kam Missionar Röckle zu einer Waldversammlung auf die Ruine Blankenhorn, wo der Posaunenchor zum ersten Mal öffentlich auftrat.

Jünglingsverein Cleebronn im November 1921
Jünglingsverein Cleebronn im November 1921

Es wurde in der altpietistischen Stunde geblasen und schon zu dieser Zeit erklangen, mit freundlicher Genehmigung des damaligen Schlossbesitzers Immanuel Böhringer, die ersten Morgenchoräle vom Schloss Magenheim über Cleebronn.
Später erstellten einige Bläser für das sonntägliche Choralblasen noch eine Holzhütte direkt unterhalb des Schlosses.

Jünglingsverein Cleebronn am alten Bläserplatz unter dem Schloss
Jünglingsverein Cleebronn am alten Bläserplatz unter dem Schloss
Posaunenchor Cleebronn um 1930
Posaunenchor Cleebronn um 1930

Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 begann für den Verein und den Posaunenchor eine schwere Zeit. Alle selbständigen Vereine wurden verboten und der Posaunenchor sollte zu einer „P.O.-Kapelle“ (Parteiorganisations-Kapelle) umfunktioniert werden.
Dank starker Proteste von Theodor Mayer und einem nicht gerade fein gehaltenen Briefwechsel zwischen dem hiesigen Ortsgruppenleiter und dem Landesposaunenwart Hermann Mühleisen konnte das gerade noch verhindert werden.
Der Verein und der Posaunenchor wurden unter die Obhut der Kirchengemeinde gestellt und so konnten sie ihre Arbeit fortsetzen.
Der 2. Weltkrieg setzte dem Verein und dem Posaunenchor ein erneutes Ende, da die meisten Bläser zur Wehrmacht eingezogen wurden. Es wurden zwar noch während des Krieges einige Jungbläser ausgebildet, aber auch sie wurden früher oder später zu Soldaten.
Als 1944 das Ende des Krieges fast schon abzusehen war, war es Theodor Mayer, der die Konfirmandenjahrgänge 1943/44 sonntagabends zu sich ins Gemeinschaftshaus einlud und Vereinsstunden abhielt. Da die verwaisten Instrumente auch im Gemeinschaftshaus gelagert wurden, entschloss sich Erwin Oehler als ehemaliger Bläser, der vorzeitig aus der Wehrmacht entlassen wurde,  den jungen CVJM-lern das Blasen beizubringen.
Am Heiligen Abend 1944 erklangen vom alten Platz unterhalb des Schlosses wieder die ersten Weihnachtslieder über Cleebronn.
Die Beleuchtung bestand aus Stalllaternen, die mit Petroleum gespeist wurden. Da noch am selben Abend Fliegeralarm ausgelöst wurde, mussten die Laternen schnell gelöscht bzw. der Tiefbass darübergestülpt werden. Unter diesen schwierigen Umständen begann der Posaunenchor wieder tätig zu werden.
Der erste Höhepunkt für den wiedergegründeten Posaunenchor war 1946 die Teilnahme am 1. Landesposaunentag in Ulm, der noch heute alle zwei Jahre stattfindet.

1. Landesposaunentag in Ulm, vor dem Münster
1. Landesposaunentag in Ulm, vor dem Münster

Um das Jahr 1957 wurde am 1. Mai auf dem Grundstück von Wilhelm Gerhäusser, dessen Sohn Walter auch Bläser war, ein neuer Platz für das sonntägliche Choral-blasen geschaffen.
Noch heute wird der kleine Waldpfad, der in halber Höhe von der Schiedstaffel zum Platz unterhalb des Schlosses Magenheim führt, von den Bläsern über das Sommerhalbjahr genutzt.

Gruppenbild von den Arbeiten am neuen Bläserplatz
Gruppenbild von den Arbeiten am neuen Bläserplatz

Ende der sechziger Jahre gab Theodor Mayer schweren Herzens die Vereinsführung und die Vereinsstunden aus Altersgründen auf. Pfarrer Richard Günther versuchte diese Stunden noch weiterzuführen, musste sie aber mit der Zeit auch aufgeben.
Der Posaunenchor bleibt bis heute die einzige Gruppierung, die noch aus alten Jünglings- bzw. CVJM-Zeiten besteht.
Die Jugendarbeit wurde in den siebziger Jahren von Pfarrer Dieter Weber unter dem Dach der evangelischen Kirchengemeinde neu aufgebaut. Sie besteht heute aus den verschiedensten Gruppen wie Jungscharen und Jugendkreisen.
Im April 1980 feierte der Posaunenchor sein 60-jähriges Gründungsjubiläum mit einer musikalischen Feierstunde in unserer Raphaelskirche.
Der Chor unterstand damals Theophil Speitelsbach. Er hatte 1979 die Chorleitung von Erwin Oehler übernommen.

Posaunenchor Cleebronn beim 60-jährigen Jubiläum
Posaunenchor Cleebronn beim 60-jährigen Jubiläum

Anfang 1988 übernahm Helmut Speitelsbach die Chorleitung. Unter seiner Führung konnte der Posaunenchor 1990 sein 70-jähriges Jubiläum mit einem Festgottesdienst feiern. Abends zuvor erfreute der Bläserchor des Kirchenbezirks Brackenheim die Zuhörer mit einem spritzigen Bläserkonzert.

 

Nach dem Mauerfall besuchte der Posaunenchor 1991 die Partnergemeinde Hildburghausen in Thüringen und gestaltete zusammen mit dem dortigen Posaunenchor ein abwechslungsreiches Programm, vom Kurrendeblasen bis hin zu einer musikalischen Feierstunde.

 

Am 12. November 1994 verabschiedete der Posaunenchor eine neue Satzung. Sie war notwendig geworden, da die seitherige Satzung noch aus der Gründungszeit des Vereins stammte und nicht ausreichte, den Verein in eine finanzrechtliche Stellung zu bringen.

 

Ein Jahr später wurde das 75-jährige Jubiläum mit einem Festgottesdienst am 2. Juli 1995 begangen. Abends zuvor spielte der Württembergische Bläserdienst unter der Leitung von Michael Püngel ein unterhaltsames und abwechslungsreiches Bläserprogramm.

Posaunenchor Cleebronn beim 75-jährigen Jubiläum
Posaunenchor Cleebronn beim 75-jährigen Jubiläum

Das 80-jährige Jubiläum im Jahre 2000 wurde im Rahmen eines Bläserwochenendes in der Evangelischen Tagungsstätte in Löwenstein gefeiert. Samstags waren die Familien und passiven Mitglieder zu einer Feierstunde eingeladen. In diesem festlichen Rahmen wurden Paul-Heinz Böhringer, Wilhelm Fischer und Helmut Essig für ihren je über 50-jährigen Bläserdienst sowie Helmut Speitelsbach für 30 Jahre, darunter 12 Jahre als Chorleiter, geehrt.

Posaunenchor Cleebronn beim 80-jährigen Jubiläum
Posaunenchor Cleebronn beim 80-jährigen Jubiläum

Seit dem Jahr 2000 wird der Posaunenchor immer wieder durch die Begleitung eines Schlagzeuges unterstützt. Anfang 2006 wurde deshalb ein eigenes Schlagzeug angeschafft.


Ende 2004 wurde zum letzten Mal die Tradition des Kurrendeblasens mit Advents- und Weihnachtsliedern gepflegt. Nachdem die Resonanz auf das Spielen an mehreren Plätzen in Cleebronn immer mehr nachließ, spielte der Chor seit 2001 nur noch vom Bläserplatz unterhalb des Schlosses. 2005 fiel dieses Blasen wegen Schneefalls aus und wurde danach nicht wieder aufgenommen.


Zum Jahresende 2004 geben Helmut Essig und Paul-Heinz Böhringer nach 60 Jahren ihren aktiven Bläserdienst auf.
Am 14. November 2008 verstarb unser Ehrenmitglied Erwin Oehler. Ihm verdankt der Verein seinen Neubeginn gegen Ende des 2. Weltkriegs und langjährige Dienste als Chorleiter, Dirigent und Bläser.

 

Im Rahmen eines Festgottesdienstes feierte der Posaunenchor Cleebronn am Sonntag, 18. April 2010 in der Raphaelskirche sein 90-jähriges Jubiläum.
Dabei gestalteten die Bläserinnen und Bläser unter der Leitung von Helmut Speitelsbach und Heiko Brunner den Gottesdienst mit einem Querschnitt ihres umfangreichen musikalischen Repertoires.

Festgottesdienst am Sonntag, 18. April 2010
Festgottesdienst am Sonntag, 18. April 2010

Eine große Freude war es Landesjugendreferent Michael Püngel, neben anderen Ehrungen auch zwei ganz besondere vornehmen zu dürfen. Das Goldene Abzeichen des Weltbundes des CVJM für 60 Jahre Dienst zum Lobe Gottes erhielten Wilhelm Fischer und Paul-Heinz Böhringer.

Posaunenchor Cleebronn beim 90-jährigen Jubiläum
Posaunenchor Cleebronn beim 90-jährigen Jubiläum

Im Oktober 2011 startete das sehr erfolgreiche „Experiment“ mit einer Nichtbläserin als Dirigentin des Posaunenchors.
Mit großem Engagement und ihrer musikalischen Begabung bereichert Dorothea Schuster seither die Arbeit, die Auftritte und die Gemeinschaft des Chors.
Als Organistin hat sie dem Posaunenchor schon manche „sperrige“ Liedbegleitung in einem Gottesdienst erspart.

 

Leider wird es immer schwieriger, Menschen für ein Ehrenamt, eine Bläserausbildung oder die Tätigkeit als Chorleiter/Dirigenten zu begeistern.
Daher schlossen sich Ende 2014 elf Bläserinnen und Bläser aus Botenheim dem Cleebronner Posaunenchor an.
Am 6. November 2014 fand die erste gemeinsame Probe statt. Seither führt uns unser jährlicher Terminkalender regelmäßig auch zu den verschiedensten Auftritten nach Botenheim.

Gruppenbild bei einer Diamantenen Hochzeit am 31. Oktober 2015
Gruppenbild bei einer Diamantenen Hochzeit am 31. Oktober 2015

Im Jahr 2018 verstarben zwei langjährige Mitglieder: Wilhelm Fischer war 64 Jahre und Paul-Heinz Böhringer 60 Jahre lang

als Bläser aktiv.