Raphaelskirche Cleebronn

Seit 1351 ist im württembergischen Teil von Cleebronn eine Kapelle, die den Erzengel Raphael als Kirchenheiligen hatte, bezeugt, deren Patronatsrecht das Kloster Kirbach hatte. Graf Eberhard irn Bart erhob sie 1479 zur selbständigen Pfarrkirche. in dem geteilten Ort hatte Mainzisch‑Cleebronn eine eigene Kapelle "Zu unserer Lieben Frau", die heute nicht mehr besteht. Nachdem 1535 in beiden Ortsteilen die Reformation eingeführt worden war, übernahm 1558 der württembergische Pfarrer den Dienst für beide Ortsteile, und 1736 wurde Mainzisch‑Cleebronn auch de jure nach Württemberg eingepfarrt.

Die Raphaelskirche, die wir heute sehen, stammt in ihrem ältesten Teil, dem Chorturm, schon aus dem 13. Jahrhundert. Er steht im Westen, was im Zabergäu einzigartig ist, und enthielt einen kreuzgewölbten Chor. An ihn wurde östlich der Kapellenraum angebaut, wohl zur selben Zeit, aus der das gotische Maßwerkfenster des Chors stammt. Nach der Reformation erlebte die Kirche mehrere Erweiterungen, 1608 (Inschrift am Osteingang zur Empore) als Verlängerung nach Osten und 1706/07 als Verbreiterung nach Norden. Es wurden Emporen eingebaut, und aus dem Chor wurde leider das Gewölbe herausgeschlagen, um dort Platz für die Orgel zu gewinnen. Aus der Barockzeit stammen die großen Viereckfenster und das Altarkruzifix. 1787 erhielt der Turm sein verschiefertes Fachwerkgeschoss und das heutige Dach.

1900 entstand durch eine große Innenrenovierung das Bild, das viele Cleebronner noch kennen: die Südempore verschwand, die Orgel wurde auf die Ostempore versetzt, an der den ursprünglichen Chor verschließenden Wand stand in dem nur noch dekorativen Triumphbogen ein großes Holzkreuz, und daneben hing die Kanzel; vervollständigt wurde diese vereinfachte Erscheinung durch eine neugotisch Ausmalung.

Bei der großen Restaurierung 1992 durch Hans‑Joachim Wiegand  war man bemüht, die ursprüngliche Raumwirkung wiederherzustellen, indem der Chor wieder geöffnet und das herausgeschlagene Kreuzgewölbe durch ein neues aus Stuck ersetzt wurde. Neu waren auch Altar, Taufstein, Kanzel und nicht zuletzt die Farbfenster von Anne‑Dore Kunz‑Saile, die den Kirchenpatron Raphael, die Werke der Barmherzigkeit und im schmalen Chorfenster Jesu Auferstehung und das himmlische Jerusalem zeigen.

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